In diesem Beitrag wird untersucht, wie Bewegungsereignisse im Spanischen und Deutschen kodiert werden, und analysiert, welche Herausforderungen und Strategien sich daraus für die Übersetzung ergeben. Grundlage der Analyse sind Verbkonstruktionen in beiden Sprachen, die nach Talmy (2000) typologisch als Verb- (Spanisch) bzw. Satelliten-Sprache (Deutsch) klassifiziert werden. Diese Unterscheidung beeinflusst maßgeblich die sprachlichen Mittel, mit denen Bewegungsereignisse dargestellt werden: Während das Spanische bevorzugt Verben mit kodierter Weg-Information wie entrar und salir verwendet, kombiniert das Deutsche Verben der Bewegungsart mit direktionalen Partikeln, Adverbien oder Präpositionalphrasen. Die Bewegungsart wird im Spanischen, wenn überhaupt, durch infinite Verbformen oder adverbiale Ausdrücke ausgedrückt.
Dabei wird gezeigt, welche Konsequenzen die unterschiedlichen typologischen Präferenzen für die Elaboriertheit der Beschreibung räumlicher Relationen haben. Der Vergleich offenbart, wie Übersetzungen Ereigniskonfigurationen anpassen, um den sprachlichen und kulturellen Präferenzen der Zielsprache zu entsprechen. Der Beitrag liefert somit einen Einblick in die Interaktion von sprachtypologischen Eigenschaften und Übersetzungsstrategien im Kontext von Bewegungsereignissen.
Unsere Analyse stützt sich auf Daten aus dem spanisch-deutschen Parallelkorpus PaGeS, das aus Originaltexten im Spanischen und Deutschen und ihren Übersetzungen besteht und derzeit etwa 31 Millionen Tokens umfasst. Diese Methodologie ermöglicht den Vergleich zwischen Ziel- und Ausgangstexten, wodurch eine Vielzahl von Übersetzungsstrategien sowie Muster von Übersetzungsregularitäten aufgezeigt werden können (Zanettin 2014). Da PaGeS ein strikt bidirektionales Korpus ist, erlaubt es zudem den Vergleich zwischen nicht übersetzten und übersetzten Texten in derselben Sprache und stellt somit eine verlässliche methodische Grundlage zur Überprüfung von Hypothesen über die Eigenschaften übersetzter Sprache dar. Zum einen werden drei spanische Wegverben (cruzar, subir und salir) und zum anderen zwei deutsche Verben der Bewegungsart (huschen und humpeln) herangezogen, die mit ihren Übersetzungen in die jeweils andere Sprache verglichen werden. Die Untersuchung wird dabei in einer bilateralen Betrachtungsweise durchgeführt, indem einerseits von den spanischen Wegverben und andererseits von den deutschen Bewegungsartverben ausgegangen wird.
Hier geht es darum zu zeigen, welche Konsequenzen die unterschiedlichen Präferenzen der jeweiligen Sprache für die Übersetzung in die andere Sprache mit sich bringen. sowie die Strategien, mit denen Übersetzer typologische Unterschiede überbrücken.
Literaturhinweise
Filipović, L. (2008). Typology in action: applying typological insights in the study of translation. International Journal of Applied Linguistics, 18, 23-40. https://doi.org/10.1111/j.1473-4192.2008.00189.x
Talmy, Leonard. (2000). Toward a Cognitive Semantics. Vol. 1: Concept Structuring Systems. Vol. 2: Typology and Process in Concept structuring. Cambridge & London, MIT Press.
Zanettin, F. (2014). Corpora in Translation. In: House, J. (eds) Translation: A Multidisciplinary Approach (pp 178–199).Palgrave Advances in Language and Linguistics. Palgrave Macmillan, London. https://doi.org/10.1057/9781137025487_10